Satyricon by Titus Petronius & Wilhelm Heinse

Satyricon by Titus Petronius & Wilhelm Heinse

Autor:Titus Petronius & Wilhelm Heinse [Petronius, Titus & Heinse, Wilhelm]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Übersetzung, Antiker_Text
veröffentlicht: 1902-12-31T23:00:00+00:00


Ich gestattete nicht lange den Thränen den freyen Lauf, sondern, da ich besorgte, man möchte, um das Unglück vollkommen zu machen, mich allein in diesem Wirtshauße finden, so packte ich meine Sächelchen zusammen, und miethete mir ganz niedergeschlagen ein abgelegnes Quartier am Ufer des Meeres. Daselbst schloß ich mich drey Tage ein, wurde endlich in dieser Einsamkeit ganz melancholisch, und konnte die Verachtung gar nicht verschmerzen. Ich schlug öffters meine kranke Brust, und schrye unter tiefgehohlten Seufzern: Ach! konnte sich die Erde unter mir noch nicht aufthun und mich verschlingen? Nicht das erzürnte Meer, welches sogar der Unschuldigen nicht verschonet? Ich brachte meinen Wirth um, und entfloh dem Gerichte; ich entwischte dem Amphitheater, und weswegen? damit ich als ein verruchter Bösewicht, als ein Bettler, als ein Vertriebner in dem Wirthshauße einer griechischen Stadt von allen Freunden[151] verlassen liegen könnte? Und wer ist Schuld daran, daß ich in dieser Einöde leben muß? Ein Junge, in welchem ieder Tropfen Blut unrein ist, der nach seinem eignen Geständnisse verdient, davon geiagt zu werden, der seine Freyheit seiner niederträchtigen Hurerey zu verdanken hat, der in seinen männlichen Jahren sich noch, als eine Dirne bey dem verdingte, der ihn für etwas männliches hielt!

Und o ihr Götter! Wer ist der andre? dieser nahm an eben dem Tage, wo er mit dem männlichen Kleide angethan wurde, einen Weiberrock um sich, und ließ sich dazu von seiner eigenen Mutter bereden! der den Sklaven als ein Weib diente: der nachdem er alles durchgebracht hat, sich wieder in einen Mann verwandelt, den Namen eines alten Freundes von sich wirft und – o Schande! – wie ein läufisches Weib alles für eine einzige Nacht giebt!

Ja! nun liegen sie zusammen, wie ein Paar Verliebten sich ganze Nächte lang mit den Armen der Liebe umwindend, und verspotten mich vielleicht in Wollust zerfliessend in meiner Einsamkeit! – Aber ungestraft sollen sie’s nicht thun! Ich bin entweder kein Mann oder kein Freyer, oder ich wasche mein Unrecht in ihrem Blute ab.

Nachdem ich diesen Monolog gehalten hatte, so gürtete ich mein Schwerd an meine Seite, und damit die Schwachheit der Nerven mir den Muth nicht benehmen möchte, so stärkt’ ich sie wieder mit den nahrhafftesten Speisen. Darauf sprang ich zur Thür hinaus, und durchlief, wie ein Wüthender, alle Gallerieen; und indem ich mit einem drohenden und verwegenen Gesichte nichts als Blut und Tod denke, und öffters in der Hitze nach dem Gefäße meines Degens greife, mit welchem die Rache sollte ausgeführt werden, so bemerkte mich ein Soldat, welcher gewiß entweder ein Landstreicher oder ein nächtlicher Strassenräuber war.[152]

Er gieng auf mich zu und fragte: »Kamerad aus welcher Legion bist du? von welcher Centurie?« Ohne mich lange zu besinnen, gab ich ihm unerschrocken zur Antwort, aus der und der – »So? sagte er, in eurem Regimente trägt man sehr artige und sanfte Pantoffeln! Es muß sich gut darinnen tanzen lassen!« Und da ich durch mein Erröthen und meine Schüchternheit mich selbst verrathen hatte, so befahl er mir, die Waffen herzugeben, wenn ich noch gut davon kommen wollte. Ich



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